HBA

Hedwig Bernadette Affolter Malweib, mal Weib

Dr. Anna Felicitas Grazi


Hrsg. von Hans Ulrich Siegenthaler

Präsident der Dr. Walter Affolter Stiftung

für das

Archäologische Museum Colombischlössle Freiburg im Breisgau


Man Ray, Bernadette Affolter (Solarisation)


Tochter aus gutem Hause



Hedwig Bernadette Affolter wurde am 17. Dezember 1883 als jüngstes Kind einer grossbürgerlichen Familie in Dornach, Kanton Solothurn, in der Schweiz geboren. Der Vater, Emil Affolter, hat mit Hilfe des Vermö-gens seiner Frau in wenigen Jahren die elterliche Sattlerei in ein veritables Unternehmen verwandelt. Zum Sattlergeschäft kam durch das Aufkommen der Kautschukproduktion ein weiteres Standbein hinzu. Zuerst wurden Gummiräder für Droschken hergestellt und mit dem Aufkommen des Automobils wurden die Affolter Gummiwerke Dornach Zulieferant für diesen neuen Industriezweig. Bernadette, wie sie sich nannte, stand zeitlebens im Schatten ihres berühmten Bruders, Oberst Dr. hc Walter Affolter, dem Entdecker der Habalukkekultur auf der Insel Sehnah. Bernadette wurde von ihrem Vater verwöhnt und er hätte es gerne gesehen, wenn sie einen Mann von seinem Stand geheiratet hätte. Das Geld muss in der Familie bleiben, war seine Devise. Damit meinte er in erster Linie seine Fabrik, die er nach den damaligen Attitüden eines Patriarchen zu führen pflegte. Die Angestellten waren, wie die Recherchen im Schweizerischen Sozialarchiv ergaben, für damalige Verhältnisse gut gehalten. Vater Emil sah in der Belegschaft so etwas wie seine Grossfamilie. Dass der einzige Sohn "auf Abwege" kam, hat ihm fast das Herz gebrochen. Erst als er sich bewusst wurde, dass Walter seinem Namen alle Ehre erwies, gab er sich versöhnlich. Das zweitjüngste Geschwister, Johanna Magdalena mit Rufnamen Lene, heiratete 1902 ihren Verlobten Immanuel Hasenclever. Hasenclever führte den Betrieb mit Erfolg bereits seit 1901.



Stuttgart und Freiburg


Bernadette war ein verwöhntes Kätzchen. So nannte sie ihr Vater, dessen Lieblingskind sie war. Als junges Ding war sie aufmüpfig und neigte zu exaltierter Selbstdarstellung. Früh schon interessierte sie sich für Kunst und wollte, wann immer man sie begleitete, ins Basler Kunstmuseum. In diesen Räumen tigerte sie wild hin und her, scheinbar willkürlich und ohne Vorsatz, um urplötzlich vor irgendeinem Bild zur Salzsäule zu erstarren, wo man sie dann fast nicht mehr wegbewegen konnte. Fragte man sie danach, was sie denn an dem Bild finde, sagte sie kurz angebunden: "Nichts." Der Entschluss Malerei zu studieren war nicht mehr aus ihrem Starrkopf zu kriegen.


Man hätte es lieber gesehen einen weiteren Aktionär in die Familienfirma einzubauen, doch Bernadette

schien alles andere als heiratswillig.


Sie war selbstverliebt und gab sich unabhängig. Im Grunde keine Spur feministisch, sie ignorierte ganz einfach die vorherrschenden Verhältnisse. Durch eine zufällige Bekanntschaft vernahm sie von den Maiweibern in Dachau und einem gewissen Herrn Hölzel der diese Truppe anführte. Der Mann, der ihr davon berichtete, machte sich gar lustig über die Unverfrorenheit dieser Weiber, die sich einbildeten in der Kunst mitreden zu wollen. Auch dieser Hölzel habe eine Macke. Von nun an war Bernadette nicht mehr zu halten. Als sich dann Hölzel und sein Kreis in Stuttgart



niederliessen, bewarb sie sich bei ihm und wurde aufgenommen. Bernadette hatte schon vorher privaten Zeichenunterricht und eine gewisse Begabung war offenbar nicht von der Hand zu weisen. Sie logierte in Stuttgart bei einer betagten Witwe in einem Haus mit angebautem Studio, das über eine eigene Küche und Toilette verfügte. Oft malte sie zu Hause in der Küche bis lange in die Nacht hinein und schlief dann am Tage, wenn die Weiber mit ihrem Meister, oder meist nur mit der Meisterschülerin lda Kerkovius, mit Malkasten und Staffelei bewaffnet ins Feld zogen. Bernadette vermerkt in ihrem Tagebuch: "Ich war nie glücklich in der Gruppe". Es wird vermutet, dass Bernadette sich insbesondere mit der lda Kerkovius nicht verstand. -

Nach nicht ganz einem Jahr verliess Bernadette den Kreis und kaufte sich eine Wohnung an der Friedrichstrasse in Freiburg. Sie war finanziell unabhängig, der Vater hatte sie entsprechend ausgestattet.


Im Kunstverein Freiburg fand 1916 die Ausstellung Hölzel und sein Kreis statt. 2016 wurde sie bei euch im Augustinermuseum wiederholt. Zu der Ausstellung erschien das Buch "Laboratorium der Moderne, Hölzel und sein Kreis". Bernadette fehlte darin natürlich gänzlich. In Freiburg fasste sie den Entschluss an der Albert-Ludwigs­ Universität Kunst zu studieren. Sie schrieb sich bei dem berühmten Kunsthistoriker und Doktorvater von Erwin Panofsky, Wilhelm Vöge, in Kunstgeschichte ein.

1909 wurde Vöge auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Kunstge-schichte an der Universität Freiburg im Breisgau berufen. Man munkelt, Walter Affolter habe ein wenig seine Beziehungen (über den Archäologen Hermann Thiersch) spielen lassen und Bernadette hatte immerhin eine Schweizer Matura. An ihren Bruder schrieb sie mit Bewunderung: ,,Aus diesem Panofsky wird mal was, davon bin ich überzeugt. Den solltest du mal kennen lernen." Dazu ist es aber nie gekommen, das feine Näschen der Bernadette hatte aber eine gute Nase, aus dem Erwin wurde was.

HBA, Friedrichstrasse Freiburg i.B. (Aquarell)

Ihr malerisches Werk wurde zu ihren Lebzeiten nie ausgestellt. 1931 liess sie nach eigenen Entwürfen ein Haus auf der Insel Sehnah bauen. Ihre Kontakte zur Kunstwelt führten sie auf einer Reise durch Südfrankreich nach Roquebrun, wo sie unter anderen Eileen Gray und ihren damaligen Partner Badovicy besuchte, welche sie durch ihre Bekanntschaft mit Le Corbusier kennen lernte. Von dem 1929 gebauten Haus E.1027 war Bernadette sehr beeindruckt. Ihr eigenes Haus stellte sie sich anders vor. Nach aussen hin ein langgezogener Kubus fast ohne Fenster umgeben von viel Grün. Das Licht sollte fast nur von oben kommen. Integriert war der von ihr so genannte Bilderraum und ihr Atelier. Der eigentliche Wohnraum mit integrierter Küche führte über eine kleine Stahlbrücke in den Garten. Als das Haus in den Fünfzigerjahren verkauft wurde verschwanden die Bilder in einem Depot der Affolterstiftung und wurden beinahe vergessen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Habalukkematerials nahm die wenigen Angestellten zur Genüge in Beschlag und Bernadette hatte in ihrem Nachlassvertrag keine besonderen Verfügungen hinterlegt. 2001 Kaufte die Stiftung das Haus zurück und das Haus wurde renoviert. Die Kunstsammlung Affolter kehrte ebenfalls dahin zurück und wird vor Ort bearbeitet.

Das Malweib Hedwig Bernadette Affolter


Das Verhältnis zu Adolf Hölzel beschreibt Bernadette als durchaus liebevoll. Er sei ein grosszügiger Lehrer gewesen, den sie sehr verehrte. Hölzel selber hat 1916 die Akademie verlassen, weil er den ständigen Anfeindungen durch seine Kollegen überdrüssig war. Bernadette hat ihn später einmal besucht und ihn mit einem Bleistift skizziert. Die Skizze ist verloren gegangen, jedoch existiert ein Aquarell, welches sie später nach dieser Skizze anfertigte.


HBA, Adolf Hölzel (Aquarell)



Aus der Zeit in Stuttgart bei Hölzel sind Bilder überliefert, welche Bernadette als Farbstudien deklarierte, die als frühe radikale Kunstwerke der Abstraktion in die Kunstgeschichte eingehen. Hölzel selber wird 1905 mit der "Komposition in rot" diese Ehre ebenfalls zuteil. Dieses Werk zeigt indes eine Landschaft, Häuser und drei Frauen im Vordergrund, die in den durchgezogenen rot Tönen abstrakt anmuten. Stellen wir die Farbstudie von Bernadette daneben, verschwindet darin jeglicher gegenständliche Bezug und wir haben es mit einer radikalen Abstraktion zu tun.


Adolf Hölzel. Komposition in rot 1905



Die Farbstudie rot von 1909 hat Bernadette erst in den zwanziger Jahren monogrammiert. Sie schreibt in ihrem Tagebuch, dass sie diese Studien nicht als eigenständige Werke deklariert habe. Erst August Macke habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass diese Blätter im Grunde eigenständige Kunstwerke seien.Bernadette schreibt in ihr Tagebuch, dass sie zuweilen an ihre Grenzen komme. Tags über besucht sie die Vorlesungen bei Vöge, liest viel und schreibt an ihren Arbeiten und zwischendurch malt sie überwiegend Aquarelle. Hinzu kommen Arbeiten für ihren Bruder Dr. Walter Affolter.

Bernadette schreibt in ihr Tagebuch, dass sie zuweilen an ihre Grenzen komme. Tags über besucht sie die Vorlesungen bei Vöge, liest viel und schreibt an ihren Arbeiten und zwischendurch malt sie überwiegend Aquarelle. Hinzu kommen Arbeiten für ihren Bruder Dr. Walter Affolter.


HBA, oben Komposition in rot, unten in grün (Aquarell, Farbstudien)
HBA, (Aquarell, Farbstudie)


Kandern und August Macke

In ihr Tagebuch notierte Bernadette eine wichtige Entdeckung im Kunstmuseum Basel. Immer wieder sei sie vor einem Aquarell von Frank Buchser stehen geblieben. In dem "Mädchen im Küstenwind" von 1876 schreibt sie, habe sie sich selber gesehen. Als Einzelgängerin die im Gegenwind stehe.


Franz Buchser, 1876 Mädchen im Küstenwind



Ihr Bruder Walter Affolter war von Buchsers Bildern ebenso fasziniert. Insbesondere die lndianerszenen taten es ihm an und natürlich das Bildnis des Schweizer Generals Sutter. Dem Mythos um General Suter hat der Vormund von dessen verarmter Frau, Martin Birmann (1828-1890), 186 - noch vor Sutters Tod - ein kleines Büchlein gewidmet, das in Basel herausgegeben wurde. Darin fasste er Sutters Leben zusammen. Diese Schrift war ausschlaggebend, dass der Mann, auf dessen Grundstück der berühmte Goldrausch seinen Anfang nahm, allseits bekannt und 55 Jahre später durch Blaise Cendrars Abenteuerroman "Gold" gar zum schweizerischen Helden hochstilisiert wurde. Walter Affolter erzählte seiner Schwester auch, dass er in der Biografie des Generals gelesen hätte, dieser sei 1803 in Kandern zur Welt gekommen. Sein Vater sei Vorarbeiter in der dortigen Papiermühle gewesen.




Frank Buchser, Porträt Johann August Sutter

Als der Bruder Walter Affolter seiner Schwester 1911 schrieb, er möchte gerne in Kandern den Keramiker Max Leugner aufsuchen, reservierte Bernadette zwei Zimmer im damals grössten Hotel am Platz, im Hotel Krone. Das Haus wurde von der Schwester August Mackes mit ihrem Mann Karl Giss bewirtschaftet. Der Zufall wollte es, dass sich August Macke zu diesem Zeitpunkt ebenfalls bei seiner Schwester aufhielt. Seiner Frau Elisabeth schrieb der Maler: ,,Ich kenne keinen Ort, der derart klassische Motive aufzuweisen hätte wie dieses herrliche Kandern". Mit Begeisterung skizziere er arbeitende Bauern, Frauen in Trachten, die hügelige Landschaft am Fusse des Südschwarzwalds. Als Macke vernahm, dass Bernadette bei Hölzel war, kam es sofort zu einem Gedankenaustausch.Bernadette bat Macke, er möge sie doch mitnehmen und ihr für kurze Zeit ein Lehrer sein. Macke willigte ein, auch wenn der Aufenthalt eine Woche nicht überdauern sollte, da Macke zurück zu seiner Familie musste. Er zeigte ihr auch das Geburtshaus des berühmten Schweizers Sutter.


August Macke, Papiermühle Kandern


Bernadette, stolz auf ihren eigenen Bruder, stellte diesen dem Herrn August, so nannte sie Macke, als dem General ebenbürtigen Schweizer vor. Sie schreibt darauf in ihr Tagebuch: "Walter war nicht erfreut über meine Offenheit. Er will lieber unerkannt bleiben um nicht allen und jedem seine Geschichten erzählen zu müssen. Den Herrn August bekam er aber ganz gern wie mir dann schien, der stelle keine blöden Fragen hat er mir gesagt und er ist sehr gebildet."


HBA, Aquarelle Papiermühle Kandern


Auf ihren Fahrten entdeckte Bernadette eine Schwarzwälder Trachtenkuriosität, den Bollenhut. Als Bollenhut wird ein Strohhut bezeichnet, der seit etwa 1800 zur Tracht der evangelischen Frauen in den drei benachbarten Schwarzwalddörfern Gutach, Kirnbach und Hornberg-Reichenbach im Ortenaukreis gehört. Mit seinen aufgesetzten Bollen aus Wolle wurde der malerisch aussehende rote Bollenhut zu einem Symbol des gesamten Schwarzwaldes, obwohl er dort an sich nur in einem relativ kleinen Gebiet verbreitet ist.

Bernadette schreibt in ihr Tagebuch sehr offen über ihr Verhältnis zu August Macke."Herr August macht mir grossen Eindruck. Sein Wille, alles aus der Malerei herauszuholen, ist bemerkenswert. Ich habe ja schon bei Hölzel gelernt, dass die Abstraktion gut und gerne neben der naturalistischen Sichtweise existieren darf."Ihre Aquarellstudien werden immer farbiger und gewagter und schlagen sich in den naturalistischen Malereien zusehends nieder. Bernadette liebte geradezu die Farbe rot. Sie zeichnete ihre eigene Mode und liess die mehrheitlich roten Jacken massgeschneidert anfertigen. Auch ihr Opel Doktorwagen war ganz in rot gehalten.


HBA, Trachtenfrau mit Bollenhut (Aquarell)


Foto Opel Doktorwagen und Aquarell von HBA


Sie schreibt weiter in ihr Tagebuch: ,,Oh wie gerne würde ich mir ein Mannsbild wie den Herrn August wünschen. Mit ihm kann ich so lustig streiten. Er ist zuweilen zwar etwas arrogant, aber auf eine kindliche Weise die mir gefällt. Er erzählt oft und gerne von seiner Elisabeth und den Kindern. Und in eine solche Menage würde ich mich nie im Leben einbringen wollen". So blieb es denn bei kleinen Flirtereien. Macke er-scheint des Öfteren in ihren Bildern und oft weiss man nicht, in welchen von diesen Bildern er die Hand selber geführt hatte.Die Woche in Kandern hat in Bernadette einen Schaffensdrang hervorgebracht, der in ihrer Vita seinesgleichen sucht. Gerade so als wollte sie sich den Liebeskummer von der Seele malen. Neben zahlreichen Selbstportraits stechen die Bilder hervor, in denen sich ein Mann von ihr abwendet. Oder anders gesagt, sie alleine stehen lässt. Es kommt uns sofort wieder Franz Buchsers "Mädchen im Küstenwind" in den Sinn.Eine Gouache ragt dabei heraus, die Experten alleine August Macke zuschreiben. Das Blatt ist zwar unsigniert jedoch kann man unschwer seine Handschrift erkennen, wenn man z.B. das Bild "Spaziergang auf der Brücke heranzieht.



August Macke zugeschrieben, Der Lehrer (Gouache)


August Macke "Spaziergang auf der Brücke"

Insbesondere das Maskenhafte der Gesichter, das bei späteren Mackebildern typisch ist, hat Bernadette nicht übernommen.Interessant sind die ersten Oelbilder in denen sie sich selber expressionistisch-naturalistisch darstellt wie sie ihre abstrakten Farbstudien malt. In einem Bild sind so die beiden Welten vereint. Diesem Alternieren zwischen den formalen Welten gehen jedoch bereits andere Ereignisse voraus.

Bernadette und ihr Bruder Walter

Der Matriarchatsforscher Bachofen, so vermerkt z.B. der Rechtshistori-ker Uwe Wesel in seinem Buch "Mythos Matriarchat", sei der Ansicht gewesen, dass das Matriarchat eine Durchgangsstufe der Menschheit gewesen sei, hin zum höheren geistigen Prinzip des Mannes. Wesel sieht darin den alten Platon. Dr. Walter Affolter war demnach geradezu ein Vorzeigemodell dieses patriarchalen Habitus. Sein Hodlerbart in den beiden Portraits des bekannten Schweizer Malers waren nicht zuletzt die ikonologische Reminiszenz dazu.Das Verhältnis zu seiner Schwester Bernadette war aber sehr eng und liebevoll und nur in Sachen Kunstverständnis etwas kontrovers. Die beiden verstanden sich ansonsten sehr gut und nahmen gegenseitig Anteil an den jeweiligen Unternehmungen des anderen.Im Zuge der Forschungen der Stiftung Dr. Walter Affolter und der Uni­ versität Berena geriet der Nachlass der Schwester immer mehr in den Strudel der Ereignisse um Habalukke. So wurde denn der Nachlass vorerst zur Aufarbeitung und Katalogisierung dem Kunsthistorischen Institut der Universität übergeben wo er über längere Zeit liegen blieb, da der Zweite Weltkrieg die Inselrepublik stark in Mitleidenschaft gezogen hatte und die Prioritäten entsprechend anders gesetzt wurden.Erst auf das Ersuchen des neuen Direktors der Stiftung Dr. Walter Affolter, Hans Ulrich Siegenthaler, wurde der gesamte Nachlass der Bernadette in die Schweiz überführt. Wer war Bernadette, was gibt es über sie zu erzählen, warum blieb sie weitgehend unbemerkt? Diese und andere Fragen rückten ins Zentrum der Forschung.1859 veröffentlichte Johann Jakob Bachofen einen „Versuch über die Gräbersymbolik der Alten" - diese drei kleinen Bände und das Mutter-recht war die Lieblingslektüre von Walter Affolter. Mit dieser gefühlsbe-tonten Deutung der antiken Mythen verdarb sich Bachofen seinen wis­ senschaftlichen Ruf, schreibt Uwe Wesel in seinem "Mythos vom Matriarchat". Auf S. 18 des Suhrkamp Taschenbuchs schreibt Wesel:
,,... In über tausend Seiten wiederholt sich immer nur das eine Thema von Hell und Dunkel, von Isis und Osiris, des weiblich-stofflichen und des männlich-geistigen Prinzips, das verbunden wird mit der Deutung, die schon Plutarch diesem Mythos gegeben hat. Diese Deutung beruht auf der Philosophie Platons, auf seinen Lehren von Materie und Idee. Bachofen ist letztlich ein christlicher Neuplatoniker. Die Seele steigt aus den Niederungen des Stoffs empor zum Licht, zur Unsterblichkeit. Das ist der Weg vom Mutterrecht zum Vaterrecht."Bernadette hielt sich bezüglich den Schwärmereien ihres Bruders für Bachofen und seinen Phantasien eher verdeckt. Sie hat den Bezug zu Platon schnell ausgemacht und war eher die kühle Liberale vom Schlage Mommsens. Sie schrieb unter anderem in ihr Tagebuch:"Das Geistige in der Kunst (Kandinsky) sehe ich nicht. Ich sehe Farben und Formen, mehr sehe ich nicht und ich sehe mich, doch wer bin ich? Eine Frau? Frauen existieren doch gar nicht! Das ist der Grund weshalb ich mich immer und immer wieder portraitiere. Nicht aus Eitelkeit, wohlverstanden. - Nicht, dass ich nicht eitel wäre, doch das wäre nicht Grund genug, das wäre nur Hodler gespielt."Anders verhält es sich mit der Idee, das Paradies zu malen. Das Para-dies galt in den Kreisen des Blauen Reiters und auch bei den Expressionisten als Metapher für das Undenkbare angesichts eines herannahenden ersten Weltkrieges.Die Zeit war von tiefgreifenden Umbrüchen geschüttelt. Die Vorstellung des kommenden Krieges und seine grausame Realität bilden den Kristallisationspunkt für eine neue expressionistische Künstlergeneration erst richtig nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Die Abstraktion erscheint in diesen Zeiten als Ausbruch aus dem Realen. Das Paradies als Metapher für eine Menschheit, die an Utopien glaubte, zog damals weite Kreise. Ab 1900 formierte sich auf dem Monte Verita ein "paradiesisches" Siedlungsprojekt und es fanden sich die unterschiedlichsten Lebensreformer im Sonnengarten der Schweiz zusammen. Viele Künstler liessen sich auch im Mendrisiotto nieder wo Bernadette, bevor sie nach Sehnah auswanderte, für kurze Zeit ebenfalls lebte. Direkter Vorläufer des Monte Verita Projekts war die Künstlergemeinschaft um den Maler und Lebensreformer Karl Wilhelm Diefenbach (1851-1913) auf dem «Himmelhof» bei Wien. Die auf dem Monte Verita gegründete Oranienburger Obstbau-Kolonie Eden e.G.m.b.H. verweist mit ihrem Namen ebenfalls auf das Paradies.


Kandinsky Paradies 1912
Macke und Marc Paradies 1912

1859 veröffentlichte Johann Jakob Bachofen einen „Versuch über die Gräbersymbolik der Alten" - diese drei kleinen Bände und das Mutter-recht war die Lieblingslektüre von Walter Affolter. Mit dieser gefühlsbe-tonten Deutung der antiken Mythen verdarb sich Bachofen seinen wis-senschaftlichen Ruf, schreibt Uwe Wesel in seinem "Mythos vom Matriarchat". Auf S. 18 des Suhrkamp Taschenbuchs schreibt Wesel:In den beiden quadratischen Ölbildern von Bernadette "Paradiesgarten" und "Baum der Erkenntnis" übernimmt sie diese Vorstellung, bringt aber sich selber vordergründig ins Bild ein. Im Bild Paradiesgarten erscheint ein Mann im Mondschein und rechts der Mitte ist das Menschenpaar, das vom Hund (ist es Kerberus?) aus dem Paradies vertrieben wird von der warmen gelb/roUorange in die blaugrüne, in die kalte Zone




HBA, Vertreibung aus dem Paradies (Oel auf Leinwand)


setzt sie sich zwischen das geistige Prinzip der Erkenntnis und der Dorfstrasse, die hinaus in die Natur gen Himmel führt. Die Farben des Dorfes, welches den naiven Realismus gläubiger ländlicher Bevölkerung wieder geben, spiegeln sich im Flammenbaum der Erkenntnis.



HBA, Baum der Erkenntnis (Oel auf Leinwand)



Die Schaffensperiode nach dem Zusammentreffen mit August Macke in Kandern war sehr umfangreich. Man wird den Eindruck nicht los, dass Bernadette sich geradezu in die Malerei flüchtete und ihre Gefühle für den Herrn August so zu verarbeiten suchte.Zu einer kleinen Ikone wurde später die Tuschzeichnung von 1907.
HBA, Selbstbildnis (Tuschzeichnung)

HBA, Selbstbildnis (Tuschzeichnung)

Im Fundus der Papierarbeiten befand sich ein weiteres Bild, welches August Macke zugeschrieben wird. Offenbar haben beide ein und dasselbe Sujet gewählt mit etwas unterschiedlichen Accessoires. In diesen Studien tritt die unterschiedliche formale Auffassung bezüglich der Gesichtsdarstellung sehr eindrücklich zu Tage.

HBA Lehrer und Schülerin (Aquarell)


August Macke zugeschrieben (Aquarell)


An einer Stelle erwähnt sie in ihrem Tagebuch ihren Hund Toni, den sie sich kurz nach dem Aufenthalt in Kandern zulegte. ,,Toni bringt mich auf andere Gedanken. Zum Glück schaut Frau Bichelberger zu Toni, wenn ich Vorlesung bei Vöge habe.


HBA Ich und Toni (Aquarell)



HBA mein Toni (Aquarell)

Das Motiv, welches an das "Mädchen im Küstenwind" anlehnt, erscheint als „Tema con Variazioni" immer wieder in ihren Bildern dieser Zeit.

August Macke zugeschrieben (Kohlezeichnung)



August Macke zugeschrieben (Aquarell)


Zu den Ikonen aus der Kandernzeit gehören zwei kleinere Ölbilder. Der Marktplatz von Kandern mit Bernadette am Brunnen und einem Mann der sich entfernt.


Marktplatz Kandern (alte Postkarte)



Hotel Krone (Postkarte aus dem Nachlass HBA)



Experten gehen davon aus, dass Bernadette das Bild des Hotels Krone später nach dieser Ansichtskarte gemalt hat, welche in ihrem Nachlass gefunden wurde. In der Farbgebung hat sie die beiden Bilder aus Kandern angeglichen und so auch den roten Himmel als ihr Markenzeichen gesetzt.


HBA, Marktplatz Kandern (Oel auf Leinwand)


HBA, Vor dem Hotel Krone, (Oel auf Leinwand)



Die Portraits

Ein wichtiges Tagebuch ist zwar verloren gegangen, man weiss jedoch aus anderen Quellen, dass Bernadette mit ihrem Opel Doktorwagen diverse andere Künstler besucht hat, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit von Macke erwähnt wurden. Besuche bei Gabriele Münter und Wassily Kandinsky und Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky sind gut dokumentiert.Bernadette bleibt aber immer im Sinne ihrer Lehrer frei in der Wahl for­ maler Kriterien.


HBA, Selbstportrait mit Zwetschgenbaum, (Oel auf Leinwand)


HBA Aquarellstudie



HBA, vier Selbstportraitstudien (Kohle, grüner Farbstift, Aquarell)





HBA, Grosses Selbstportrait (Oel auf Leinwand)




HBA, Frau mit Lapiskette 1. (Oel auf Leinwand)



HBA, Frau mit Lapiskette 11. (Oel auf Leinwand)



Die Männer

Ihr wird aber immer mehr bewusst, wie es um die Frau in der Gesellschaft aber auch in der Kunstwelt steht. Mit Absicht bindet sie sich nicht an einen Mann und erwähnt später: ,,Das Schicksal von Frauen wie das der Gabriele oder der Marianne als später auch der Sophie Täuber Arp sind mir erspart geblieben. Trotzdem bin ich nur das Weiblein geblieben. Elisabeth Macke hat es da einfacher, sie hat selber schon früh auf den Herrn August gesetzt und selber keine grossen Kunstambitionen an den Tag gelegt. - Einen Bart hat mir der liebe Gott nicht geschenkt." Sie malt ihren einzigen Akt als Karikatur auf gängige Weiberdarstellungen.

HBA, Frau mit falschem Bart (Aquarell)


Dem Tagebuch entnehmen wir, dass Bernadette im Seminar bei Wilhelm Vöge mit dem Privatdozenten Friedländer und ihrem Kommilitonen Panofsky über zwei literarische Werke aus dem französischen Sprachraum stritt, worüber Bernadette, die die französische Sprache beherrschte, je einen kleinen Essay geschrieben hatte. Zum einen ging es um "Das unbekannte Meisterwerk" von Honon de Balzac und um den Roman "l'Oeuvre" von Emile Zola. Das Thema kreist um das unmögliche Ideal, mit Kunst die Natur zurück holen zu wollen. Im unbekannten Meisterwerk ist die Rede von der "Venus der Alten".. Genau wusste man nicht von welcher Venus die Rede war, ob von der ,,Venus Medici" oder der „Venus von Milo" für welche z.B. Theophile Gautier schwärmte. Die Verhandlung des Frauenkörpers als Metapher für die Kunst selber und der Anspruch der Zunft malender Männer, quasi als "Uterus der Schöpfung" aufzutreten, versetzte sie in Wallungen. Die Pygmalion­ Junggesellenmaschine sei eine typische Männerphantasie, die über die Möglichkeit von Kunst hinaus schiesse, schreibt sie, und weiter: ,,Es ist dies die logische Konsequenz, dass die männliche Überheblichkeit sich an der Ateliersleiter aufhängt, wie dies der tragische Held Claude Lantier im Roman von Zola stellvertretend vollzieht. Was anderes bleibt diesen Pinselheroen übrig als die Kapitulation". Bernadette verschwieg natürlich, dass sie selber an der Staffelei zu Gange war. Nur mit Macke hattesie über diese Auseinandersetzungen gesprochen. In ihrem Essay "Göttinnen" nimmt sie das Pygmalionthema noch einmal auf. "Es muss ein tiefer Aberglaube vorherrschen, ein Gebärneid sozusagen. Als ob der tragische Held sich im hieros Gamos der heiligen Hochzeit mit der Göttin zu paaren gedenke, um mit ihr einen Sohn, den Künstlertypus oder besser noch das Kunstwerk auszuspucken." Und weiter geht sie auf die Kastrationsangst der Männer ein, welche schon in der Theogonie des Hesiod zum Tragen komme. So sei denn die Sichel Adamant des Uranos jener Meissel aus dem der Wahn der Unsterblichkeit hervorgehe. Der eigentliche Kampf der Titanen sei die fortlaufende Entmannung des Vaters durch den Sohn. Nicht von ungefähr habe sich der kanaanitische Donnergott JAHWE von seiner Ashera getrennt und in eine Art Nirwana geflüchtet. Das war natürlich des Guten zu viel wie man sich denken kann. Friedländer habe sich aus Verzweiflung Poussin als Gegenstand seiner Forschung ausgesucht. -Bernadette doch eine Emanze?Bernadette hatte durch ihren Bruder einen ganz anderen Venustypuskennengelernt. Sie wusste, dass schon die "ganz Alten" Figuren von Göttinnen (Stein- Tonfigurinen) produzierten. Für sie war der Beweis die Tatsache, dass diese Figurinen an Hausaltären ausgegraben wurden, die offensichtlich kultischen Charakter aufwiesen. Der Gedanke, es handle sich um erotische Darstellungen zur Freude des geilen Neolithikers, war für Bernadette geradezu absurd. Da war sie mit ihrem Bruder einig, der Kult galt Muttergöttinnen und nicht der selbstgebastelten Hetäre. Insbesondere, schreibt Bernadette an anderer Stelle: "Die Tatsache, dass die Idole zuweilen stark geometrisch abstrahiert daher kommen, oder dass nur das Gesäss stark ausgebildet ist, muss meiner Meinung nach symbolisch gedeutet werden und nicht "pragmatisch". Bei den Pfeileridolen aus Judäa kommt der "Segen der Brüste" zum Vorschein wie auch bei vielen anderen Idolen, die ich bei Zeichnungen meines Bruders gesehen habe, der weit herumgekommen ist. Die Menschen damals lebten mit der Natur im Dialog.Der Polytheismus hat den Vorteil gehabt, so mein Bruder, dass menschlicheAnliegen separiert verhandelt werden konnten. Wenn ein Gott für alles stehe, für Krieg und für Frieden zugleich, dann sei das eine Zerreisprobe auch für Götter. Da habe ich ihm beigepflichtet."Vege habe einmal zu ihr gesagt, schreibt sie an anderer Stelle, wenn sie so weiter fahre, werde er sie von der Alma Mater verbannen. Sie schrieb weiter in ihr Tagebuch: "Ich wollte nicht vor der Familie als Versagerin dastehen und habe deshalb den Mund gehalten und wollte zu Ende studieren." Für Bernadette war im Gegensatz zu ihrem Bruder, der tiefer in diese religionsgeschichtlichen Fragen und Spekulationen verwoben war, eher die Frage von Bedeutung, woher die formalen Unterschiede, die starke Abstrahierung und Geometrisierung der Idole herstammte. Ihre These dazu war, dass zum einen die ausgeprägten Brüste und die Vulvasymbolik die Tatsache hervorhob, dass es die Frau war, die Menschen hervorbringen konnte und nicht der Mann. Für sie sind die Kopf- und Schenkelgeburten des Zeus die absurdeste Verballhornung der gossen Mutter.Die verbreitetste Version des Mythos um Athene war die in der Theogonie des Hesiod. Bernadette schreibt: "Nur ein Mann kann eine ausgewachsene Frau in voller Rüstung zur Welt bringen." Und weiter polemisiert sie: "Die männliche Weisheit ausgelagert in ein Weib, eingepackt in eine Büchse, wenn das kein Hohngelächter auslöst, dann weiss ich nichts mehr." Diese Dichotomie zwischen Mann und Weisheit, aber auch zwischen Mann und Frau, ist mir ein Rätsel." - Warum wird der männliche Geist mythisch in eine Frau ausgelagert? Erst später befasst sie sich mit der Lehre von C.G. Jung bezüglich Anima und Animus. Als sie von ihrem Bruder eine griechische Münze mit dem Kopf der Athena erhält, wird diese zu ihrem "Talis-Mann". Sie schreibt: "Ich werde wie eine "Nonne" meinen "Talismann" heiraten."


Oberst Dr. hc. Walter Affolter

Ein Ausspruch von Walter ist verbrieft: "Sie ist meine Lieblingsschwester, mein liebes Biest." Und die Schwester über ihren Bruder: "Dieser bärtige Brummbär, solange er in der Erde scharren kann, ist er halbwegs geniessbar." - Stolz war sie ohnehin auf ihren Bruder und so musste er, wie er oft beteuerte "gegen seinen Willen", bei Ferdinand Hodler, Cuno Amiet und Alberto Giacometti Modell sitzen.


Berner Ankerkanne, Portrait Walter A. (F. Hodler), Giacometti Gipsbüste in der Villa Affolter



Anlässlich der 100 Jahrfeier "Entdeckung der Habalukkekultur", wurde auf Sehnah eine Sondermarke herausgegeben.



HBA, "mein Bruder und ich" (Kohlezeichnung)



Ferdinand Hodler,

Dr. Walter Affolter (Oel auf Leinwand)

Cuno Amiet,

Oberst Dr. Walter Affolter (Öl auf Leinwand)




HBA , Artefakte aus der Sammlung des Bruders (Aquarell)



HBA, Der Bruder am Arbeitstisch (Kohlezeichnung)

HBA, Walter auf dem Totenbett (Aquarell)





Die letzten Tage in Freiburg

Das Bild Herbststurm entstand noch in ihrem Atelier in Freiburg. Durch Freunde vernahm Bernadette, dass Macke an die Front eingezogenwurde. Sie schreibt dazu: "In diesem Bild bin ich eine andere. Mein Gesicht wird zu dem einer Puppe, die man auf einen Sessel gesetzt hat und die ins leere schaut. Puppen mochte ich schon als Kind nicht, sie sind verlogen." Sie behielt ihre Wohnung in Freiburg noch bis nach dem Krieg, war aber nur wenige Male zugegen.

HBA, Freiburg (Aquarell)

Bedingt durch den Kriegsausbruch verliess Bernadette Ende 1914 Freiburg. Ihre Doktorarbeit brach sie ab und widmete sich, zurück in der Schweiz, vermehrt ihrer Malerei. Viele Bilder malte sie als Kopfgeburten wie sie zu sagen pflegte. Nach dem Krieg war sie fast nur noch für ihren Bruder tätig. Als Sekretärin der neu gegründeten Dr. Walter Affolterstiftung managte sie fortan die Ausstellungen in ganz Europa


HBA, Herbststurm (Oel auf Leinwand)



HBA, Komposition (Aquarell)



HBA, Thunersee (Aquarelle)



HBA , Thun (Aquarell)


Das Leben geht weiter


In der Zeit als August Macke und seine Familie bei den Moilliets zu Besuch war, kurz nach dessen Tunisreise, traf sie den Maler in Thun und sie fuhren mit dem Opel nach Gunten, wo sie den Herrn August zum Essen im Parkhotel einlud. Dies war das letzte Mal, dass sie sich trafen. Bald brach der Krieg aus und Macke fiel in den ersten Monaten an der Front in Frankreich.




Das letzte Bild der Bernadette

Der abstrahierte Niesen steht auf einem grünen Streifen. Ein gelber Himmel darüber. Das Wasser des Sees ist nun mit demselben Rot gemalt wie vormals der Himmel über Kandern. Das schwarze Rechteck symbolisiert den Untergang des Abendlandes, die Katastrophe von 1912„Untergang der Titanic" und der erste Weltkrieg wird auf einen Thunersee Dampfer übertragen. Sie schreibt folgendes dazu in ihr Tagebuch:„Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass sobald die Menschen mit einer Situation nicht mehr zu Gange kommen, in der Darstellung ihrer Lebenswirklichkeit das Reale ins Symbolische kippt. Es ist dies eine Hinwendung hin zur Ikone. Das Bild wird Zeichen und die Schrift wird Bild. In der Abstrahierung der Figurinen finden die Götter zum Menschen. In der Abstraktion findet der Mensch zu Gott."Hier scheint Bernadette schon tief in postmodernen Gedanken zu Hause gewesen zu sein. Sie hat auf ihre Art den linguistic- und den iconic turn vorweggenommen. Sie schreibt weiter: "Die Krankheit, die meinen Bruder heimgesucht hat, ist die Krankheit welche wir mit "patriarchaler Schizophrenie" bezeichnen könnten. Als er begann mir im Vertrauen zu sagen, dass die grosse Göttin zu ihm spreche, befürchtete ich das Schlimmste. Er sagte es in dem Tonfall eines Menschen, der nicht mehr von dieser Welt war. Oberst Dr. h.c. Walter Affolter starb 1964.Hedwig Bernadette Affolter starb 1975 92 jährig in Dornach. Sie wurde in demselben Grab beigesetzt in dem schon ihr Bruder zur letzten Ruhe gekommen war.