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Religionen Religionsfreiheit

Auf Sehnah ist die Religionsfreiheit zwar ein Grundrecht, es herrscht jedoch klare Trennung zwischen Politik und Religion. Der Staat selber tritt in der Verfassung agnostisch auf. Politische und juridikale Akte geschehen im Namen des Staates und nicht im Namen irgend eines Gottes. Gott ist auf Sehnah eine Privatangelegenheit, welche dem allgemeinen Vereinsrecht unterstellt ist. Einzigartig auf der Welt ist die hier ansässige säkulare moslemische Gemeinde. Der grosse Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert, sowie das Erdbeben von 1848, Ereignisse, in welchen über ein Drittel der Bevölkerung umkam, lösten eine Aufklärungswelle aus, die sowohl das christliche als auch das moslemische Glaubensbekenntnis erfasste. Interessanterweise war es jedoch der gläubige Jude Ari Landmann, welcher die Grundgedanken zu den Reformen niederschrieb. Er stellte folgende Frage: Kann es denn im Sinne des Gottes von Abraham und Isaak sein, dass sich seinetwillen die Bevölkerung von Sehnah mit Stumpf und Stiel ausrottet? Will er uns mit seinem Zeichen (gemeint war das Erdbeben) nicht sagen, dass er allein über Tod und Leben zu befinden habe. Landmann verweist damit auf das mosaische Gebot du sollst nicht töten und er schreibt auch, dass weder der Sohn noch der Prophet sich über dieses Gesetz des Vaters hinwegsetzen dürften. Das Pamphlet von Landmann machte als gedrucktes Flugblatt seinen Weg in die entlegendsten Winkel der Insel. Religiöse Eiferer und Kriegshetzer werden darin aufs schärfste verurteilt und den Christen wirft er gar vor, ihnen fehlten die elementarsten Kenntnisse der eigenen Religion (Liebe, Feindesliebe .. die andere Backe hinhalten). Und an die Adresse der Moslems richtet er folgende Aussage: "Ein heiliger Krieg, bei welchem weniger Leben herauskommt als eher mehr, ist immer ein unheiliger Krieg und wer solchen billigt, tritt den Namen des Propheten und Allah selbst mit dreckigen Füssen." Wie man hier einmal mehr sehe, sei kein Krieg zu gewinnen. Das Verhalten der Sehnaher habe Gott dermassen erzürnt, dass er die Faust auf den himmlischen Arbeitstisch schmetterte, und dies dergestalt, dass die Erde mitgezittert habe.

Das aus heutiger Sicht reichlich naive Flugblatt hat in jenen Tagen seine Wirkung nicht verfehlt. Das Land lag in Trümmern, man sehnte sich nach Frieden und Privatsphäre und war geneigt, den Despoten hüben und drüben die Schuld für Verlust und Elend zu geben. Der Boden war vorbereitet für eine neue Verfassung. Der Artikel über das Recht der Glaubensfreiheit lautet wiefolgt:

Der Staat Sehnah setzt für seine Existenz keine metaphysische Grundlage voraus.

Er verhält sich in all seinen Belangen metaphysisch neutral, mit anderen Worten agnostisch.

Der Staat überlässt es seinen Bürgern, metaphysische Schlüsse zu ziehen und gesteht ihnen volle Freiheit in Glauensbelangen zu, sofern diese nicht (verbal, physisch) mit dem Strafrecht kollidieren.

Die Verbreitung von Glaubensgrundsätzen und Religionen ist nur in eigens dafür ausgestatteten Vereinslokalen (z.B. Kirchen, Moscheen, Synagogen etc.), oder in privater Umgebung erlaubt. Wer sich informieren will, muss aus freiem Willen einen solchen Ort aufsuchen. Jegliche Mission ist verboten, auch wenn die Religion diese vorschreibt. Mission hat mit dem Glauben einer Person an einen Gott direkt nichts zu tun.

Religionsunterricht in den Schulen ist Teil des Geschichtsunterrichts und wird erst ab dem 5. Schuljahr erteilt. Er beginnt mit den Frühkulturen Habalukkes und endet mit den Theorien des Materialismus im 19. Jahrhundert.

Jegliche Werbung in Massenmedien ist verboten.

Kein Mensch darf wegen seinem Glauben geächtet oder verfolgt werden.

(Ausnahmen bilden die Verfehlungen gegen das Grundgesetz)

Der Artikel über die religiöse Ausrichtung der Kleidung, Haartracht etc. wurde nicht in Kraft gesetzt, man sieht jedoch auf Sehnah selten bis gar keine religiös bedingte Kleidungsstücke wie Kopftuch, Hut etc. Die Praxis des Landes wird international zuweilen hart kritisiert, als sogenannte pseudo Glaubensfreiheit. Sehnah lebt jedoch gut damit. Die Vorteile überwiegen die Nachteile. Letztlich wurde darüber abgestimmt und die Bevölkerung ist stolz, die Vernunft über die Emotionen gestellt zu haben. Sehnah ist diesbezüglich einzig weltweit. Eine Kuriosität als Folge der Verfassungsartikel sei hier noch erwähnt, weil er zu einem Spektakel von internationaler Bekanntheit geführt hat. Die Prozession der heiligen Mutter von Berena wird im eigens dazu gemieteten Fussball- und Leichtathletikstadion der Stadt Berena auf der Aschenbahn durchgeführt. Die katholische Bevölkerung weiss, dass am 14. Juli um 14.00 das Ritual beginnt. Im Ausland wird natürlich in den Medien berichtet, so dass sich viele Touristen einfinden. Da die Arena nach aussen hin geschlossen ist, liegt kein Verstoss gegen die Verfassung vor.